Gespenstisch liegt sie heute da, die verlassene Klinik im Wienerwald. Einst diente sie der Behandlung von Tuberkulose-Patienten, heute wird hier niemand mehr behandelt. Das 1904 gegründete exklusive Lungensanatorium erlangte schnell einen guten Ruf, weshalb Patienten aus aller Welt herkamen, um sich behandeln zu lassen. Heute ist es ein Lost Place mit langer Geschichte.
Die Geschichte des Sanatoriums

Die Klinik wurde von den Lungenspezialisten Hugo Kraus und Arthur Baer gegründet. Ursprünglich sollte nur Platz für 90 Patienten sein, aufgrund der großen Nachfrage wurde das Angebot erweitert. Ab 1930 praktizierte Hugo Kraus an den Tuberkulosepatienten eine Methode, bei der ein künstlicher Pneumothorax angelegt wird. Dies sorgte dafür, dass die Nachfrage weiter stieg und das Sanatorium immer voll ausgelastet war, trotz der hohen Behandlungskosten.
Menschen aus ganz Europa und aus Übersee reisten an, um sich in der noblen Gesundheitsstätte behandeln zu lassen, darunter auch bekannte Persönlichkeiten wie Franz Kafka. Umgeben war das Sanatorium von einem großzügigen Park, der dazu diente, die Patienten verschiedenen Terrains an der frischen Luft auszusetzen.
Im April 1938 wurde das Sanatorium von den Nazis beschlagnahmt und in eine Geburtenklinik umgewandelt. Hugo Kraus beging Suizid und sein Kollege Arthur Baer wurde verhaftet und musste die Klinik überschreiben. Sie war nun in den Händen des Lebensborn-Vereins, dessen oberstes Ziel die „Rassenhygiene“ war. Die neue Geburtenklinik sollte dazu dienen, ausschließlich arische Kinder zu gebären. Mindestens 1.200 Kinder wurden hier auf die Welt gebracht, wahrscheinlicher sogar 1.700. Mütter aus ganz Deutschland kam in das Lebensborn-Heim im Wienerwald, wo nicht nur ihre physischen Daten, sondern auch ihr Verhalten genau dokumentiert wurde. So galt es als „undeutsch“, wenn sie bei der Geburt ihres Kindes schrien.
Nach Ende des Zweiten Weltkriegs diente die Anlage zunächst als Heim, um unterernährten Kindern wieder zu Kräften zu verhelfen, bevor es 1950 verkauft werden musste. Es folgte die Umfunktionierung in ein Urlaubsheim, das im Laufe der Jahre um immer mehr Angebote erweitert wurde, nicht zuletzt durch ein Hallenbad im Jahre 1980, bevor das Hotel 9 Jahre später schloss. Die letzten Jahre wurde aus dem ehemaligen Sanatorium ein Rehabilitationszentrum, in dem 22.000 Patienten betreut worden waren, doch auch dies wurde nach wenigen Jahren wieder eingestellt.
Das Sanatorium Wienerwald heute
Im Jahre 2002 schloss das Sanatorium Wienerwald seine Pforten endgültig. Die umliegende Parkanlage wurde noch eine Weile weitergepflegt, doch mittlerweile wird auch diese sich selbst überlassen. 2007 konnten 80 Tiere aus dem Gebäude befreit werden, die dort illegal von einem Animal Hoarder untergebracht worden waren. Alle weiteren Versuche, das Gebäude in irgendeiner Form wieder nutzbar zu machen, scheiterten.
Mittlerweile ist das Sanatorium in Teilen verfallen und ein beliebter Lost Place bei Urban Explorern, aber auch illegale Raves sowie okkulte Zeremonien werden immer mal wieder in den Räumen abgehalten. Doch auch als es noch in Betrieb war, hatte es sich optisch über die Jahre immer weiter verändert, aufgrund durch die Umfunktionierungen nötigen Umbauten.
Das Sanatorium gehört zur Gemeinde Feichtenbach und liegt etwa eine Stunde mit dem Auto von Wien entfernt. In den Jahren 2024 und 2025 war es Thema der Wanderausstellung „Am Rande des Wienerwalds – Der Lebensborn in Feichtenbach“, welche u. a. auch in Wien gastiert hatte.